Alle, die mich fragen, denken jetzt wohl: Jetzt spinnt er total! Er schreibt eine Musicalkritik über sein eigenes Musical! 😅
Halb wahr. Ich bin sehr stolz, was wir mit dem Verein Musicalfieber Flawil auf die Bühne gebracht haben und will nun unseren Premierenbericht mit euch teilen und Feedbacks sharen, welche mich nach der Premiere erreicht haben. Mein Herz schüttet gerade sehr viele Glücksgefühle aus. Danke euch allen für den Besuch von Sunny – ob ihr schon da wart, oder noch kommt! 🤩
Kurzzusammenfassung:
Sunny ist ein typischer Teenager. Eigentlich. Denn er trägt ein Geheimnis in sich. Ein Geheimnis, dass in der gesitteten Welt der 60er-Jahre niemand erfahren darf. Doch als er trotz allen Widrigkeiten seinen drei Freundinnen vorsichtig gesteht, dass er gerne eine von ihnen wäre, öffnet sich für ihn eine neue Welt – mit neuen Problemen.
Ja, Sunny ist harter Tobak – richtig interpretiert. Es geht um die Geschichte eines Jungen, der an einer Hippieparty in Frauenkleider gesteckt wird und sich so neu findet. Und ich spielte Sunny. Auch für mich persönlich eine totale Herausforderung! Ja, mit meiner Homosexualität kann ich mich vielleicht schon bitzeli mit Sunny identifizieren, doch da gehts ja nicht ums schwul sein, sondern darum, dass Sunny eine trans Frau sein will. Boah, wie finde ich nur in die Rolle war lange meine Frage. – den ganzen Prozess, bis ich mich „gefunden“ habe, will ich euch nun nicht antun, aber wie gesagt, die positiven Feedbacks näherbringen. ❤️
Ich konnte mich super in die Geschichte hineinversetzen und die Rolle des Sunny war ehrlich, natürlich und glaubbar gespielt.
Trans Besucher von Sunny
Viele Szenerieren sind mir bekannt gewesen und mit Tränen in den Augen, fühlte ich mich zurück im Moment, als mein trans Sohn sich outete.
Vater eines trans Sohnes
Sind solche Feedbacks – genau von Personen, die mit dem Thema eng zu tun haben, nicht einfach Gold wert? Ich war hin und weg und stolz auf die ganze Produktion! Nun noch zum Premierenbericht:
Ein Junge in Frauenkleidern und der Umbruch der 1960er-Jahre: In Flawil feiert das Stück «Sunny» seine Uraufführung
Am Freitagabend waren im Flawiler Lindensaal die Sechzigerjahre zurück: Der Verein Musicalfieber Flawil feierte mit seinem neuen Stück «Sunny» Weltpremiere. Das Musical entführte die Zuschauer in das schillernde Zeitalter der Sechziger und beeindruckte mit einer mitreissenden Darbietung der damaligen Musik, unter anderem mit Liedern wie «Born to be Wild» von Steppenwolf, «Respect» von Aretha Franklin oder «Oh, Pretty Woman» von Roy Orbison. Die Melodien – gespielt von einer sechsköpfigen Liveband – versetzten das Publikum zurück in eine Ära des gesellschaftlichen Umbruchs und des Wandels.
Das Stück handelt von Sunny Jones (Severin Pfeffer), einem jungen Mann, der auf einer Mottoparty von seinen Freundinnen Peggy (Sibylle Gabele), Barbara (Yara Kuratli) und Phyllis (Angelina Kilic) aus Spass in Frauenkleider gesteckt wird. Das führt dazu, dass Sunny beginnt, sich mit seiner eigenen Identität auseinanderzusetzen. Er erkennt, dass er sich in Frauenkleidern wohlfühlt und ähnliche Gefühle bereits als Kind empfand.
Minutenlange stehende Ovationen
Die Geschichte von Sunny ist eine Reise der Selbsterkenntnis und der Selbstakzeptanz, voll mit Widerständen, die zum Beispiel vom strengen Vater Tom (Philipp Guldimann) oder College-Rowdy Jim (Nevio Weishaupt) zusammen mit seinem Gefolgsmann Bobby (Reto Naef) ausgehen. Erzählt wird die Geschichte in zwei Zeitebenen: Sunnys Geschichte verbindet sich mit der Zeit der 2020er-Jahre, als Mutter Nancy (Stephanie Thür-Portmann) zusammen mit ihrer Tochter Abby (Anna Jacquérioz) in das alte Haus der Familie Jones zieht und dort ein Fotoalbum findet.
Das Musical aus der Feder des Wiler Autors Heiner Gabele fordert dem vierzehnköpfigen Ensemble einiges ab. Doch dieses lieferte und überzeugte mit schauspielerischen und tänzerischen Leistungen sowie stimmlichem Können. «Sunny» ist nicht nur unterhaltsam, sondern regt auch zum Nachdenken an. Das Premierenpublikum bedankte sich mit minutenlangen stehenden Ovationen. (pd)